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DIE KUNST DER FRAGE IN VERÄNDERUNGSPROZESSEN




"Man darf Geduld haben mit dem Ungelösten im Herzen

und versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben,

wie verschlossene Stuben, wie Bücher,

die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.

Es handelt sich darum alles zu leben!

Und wenn man auch die Fragen lebt,

lebt man vielleicht allmählich,

ohne es recht zu merken,

eines fernen Tages,

in die Antworten hinein."


Rainer Maria Rilke 1903


Was wir mit den Fragen auslösen, die wir uns selbst oder anderen im Moment stellen, hat mit unserer Intention zu tun. Wollen wir einen Raum der Begegnung öffnen? Liegt uns daran, neue Perspektiven zu gewinnen? Geht es uns um den Erhalt von Informationen? Oder suchen wir Bestätigung für eine innere Haltung oder ein Gefühl?


Es ist verständlich, das wir uns in einer Zeit der Verunsicherung nach Klarheit und sicheren Antworten sehnen. Aber die Möglichkeit, sich selbst oder anderen eine Frage zu stellen, birgt ungeahnt grössere Dimensionen in sich. Die Frage ist eine der höchsten menschlichen Möglichkeiten, sich neue Welten zu erschliessen. Eine gute Frage kann uns - weit über eine momentane Erleichterung hinaus - neue Wege weisen.


Haben wir den Mut, Fragen zu stellen,

auf die wir vielleicht in absehbarer Zeit noch gar keine Antworten bekommen werden?

Können wir es ertragen,

das Ungelöste einer Situation, so wie wir sie im Moment erleben, reifen zu lassen?

Können wir vielleicht sogar annehmen,

das wir keine schnelle (Er) Lösung, vielleicht nicht einmal eine Erklärung finden werden?

In wie weit tragen wir die Möglichkeit in uns,

uns mit unseren Fragen viel weitreichender zu öffnen, als das im Moment der Fall ist?


Ein Frage kann Aufmerksamkeit schenken.

Eine Frage kann Türen öffnen, durch die wir neue Räume betreten.

Eine Frage kann Mut machen.


Vielleicht helfen uns die neuen Fragen auch anerkennen,

das unsere Möglichkeiten zu verstehen, immer nur Annäherungen sind.


Vielleicht hilft uns die augenblickliche Irritation dabei, eine andere Art von Fragen in uns zuzulassen.


Vielleicht können wir dann irgendwann auch die Fragen selbst, als das weitaus grössere Geschenk,

als die Antworten darauf, würdigen, um "eines Tages, ohne es recht zu merken, in die Antworten hineinzuleben."


Armgard Schörle







Glaubst du an die Freiheit in jedem Mensch?


( "99 Segnungen - 99 Fragen und Impulse zum Thema Versöhnung" von Armgard und Hajo Schörle)




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