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  • Autorenbildarmgard

Das grösste Geschenk ...

Vor einiger Zeit kam ich ins Gespräch mit einem Kollegen, der kurz zuvor die Leitung eines Kinderheims mit dazugehöriger Grund- und Hauptschule übernommen hatte. Er erzählte mir, das er unter den Schülerinnen und Schülern eine Umfrage veranlasst hatte, in der es darum ging, was den Kindern an ihren Lehrern wichtig und hilfreich ist.

Die Liste der Antworten war lang und enthielt viele sehr wertvolle und aufschlussreiche Rückmeldungen. So zum Beispiel, das der Lehrer gerecht sein sollte, das es wichtig ist, das er gut erklären kann, oder das er sieht wenn man sich meldet. Die mit Abstand am häufigsten genannte Antwort der Schüler war jedoch: „Ich wünsche mir das der Lehrer mich mag.“

Wow. Ich weiss nicht was diese Aussage bei dir auslöst. Mich hat sie sehr berührt. Ich höre darin den Wunsch der Kinder, gesehen und geliebt zu sein, einfach so wie sie sind.

Ist es möglich, das wir mit all unseren, sicher wichtigen, Überlegungen zur Entwicklung von Kindern, das wichtigste aus dem Blick verloren haben?

Könnte es tatsächlich so einfach sein? Wenn wir unsere Kinder lieben, genau so wie sie sind, wäre dann alles gut? Würden sie sich zu grossartigen Menschen entwickeln, Neues lernen und verbunden mit ihrer inneren Sicherheit die Welt von morgen mit ihren Potentialen erfreuen?

Ich wage an dieser Stelle tatsächlich ein uneingeschränktes Ja.

Ein Ja, verbunden mit dem Wissen, das es uns als Erwachsene vor eine Menge Fragen stellt.

Ich weiss das unsere Welt, so wie sie sich gerade zeigt, anderes von uns fordert. Und ich weiss, das da um die Ecke unzählige „ja, aber´s“ lauern.

Wenden wir jedoch einmal den Blick auf uns selbst und erinnern uns daran, in welche Lage es uns versetzt, wenn wir uns wahrgenommen und geliebt fühlen. Wenn wir ehrlich mit uns sind, dann werden wir feststellen, das es genau dieser Umstand ist, der uns ins Leben vertrauen lässt, der uns neugierig lernen und über uns selbst hinauswachsen lässt.

Vielleicht besteht die Herausforderung ja auch darin, Liebe zu schenken, ohne selbst die Erfahrung von bedingungsloser Liebe gemacht zu haben?

Ja, das kann tatsächlich schwer sein, aber es ist nicht ummöglich.

Wir können uns darin üben. Und ich meine damit jetzt nicht diese mächtigen Ziele, wie:

“Liebe deinen Nächsten“ oder „Liebe deine Feinde“, oder „du sollst dein Kind lieben, was immer es auch tut“, oder wohlmöglich - als eine der grössten Herausforderungen - „Liebe dich selbst“ :-)

So schön es wäre, wenn uns das immer möglich wäre, glaube ich nicht das wir uns das einfach so vornehmen können. Es ist ein Weg.


Es gibt allerdings eine schöne Möglichkeit auf diesem Weg.


Es ist der liebevolle Blick.

Er ist so etwas wie die kleine Schwester der Liebe.

Wenn es mir möglich ist, liebevoll auf etwas oder jemanden zu schauen, ändert sich meine Stimmung und ich schaffe Raum für etwas, das der Liebe sehr nahe kommt.

Es ist keine allzu grosse Sache.

Es kann sich um einen offenen Blick handeln, ein Lächeln oder ein kurzes Innehalten wenn du jemand begrüsst. Wenn die Bedienung im Cafe dir deine Tasse auf den Tisch stellt, dein Kind dir ein selbstgemaltes Bild zeigt, oder der Bäcker dir das frisch gebackene Brot über die Theke reicht.

Wir können all das als selbstverständliche Alltagshandlungen verstehen. Wir bezahlen und bekommen ein Brot dafür. Unser Kind hat uns schon unzählige Bilder gezeigt. Sollen wir da etwa jedes mal so ein Aufhebens machen?

Das Geheimnis ist jedoch: Die innere Bereitschaft zu einem liebevollen Blick auf die Situation des Gegenübers kann alles verändern.

Wenn wir Momente wie die beschriebenen, nicht als etwas unbedeutendes verstehen, sondern erkennen das jeder einzelne davon, uns die Möglichkeit zu einer liebevollen Geste schenkt. Wenn wir verstehen, das es eine Geste ist, die einen neuen Raum öffnet und die unser Herz erwärmt. Unser eigenes und das unseres Gegenübers.

Du kannst dir zum Beispiel vorstellen wie dein Kind ins malen versunken sein Bild kreiert hat und es dir nun aus einem bestimmte Gefühl heraus zeigen will, oder dem Bäcker einen liebevollen Gedanken widmen, der vielleicht schon seit früh um 5 Uhr in seiner Backstube steht. Du kannst der Bedienung ein Lächeln schenken, weil du dir vorstellen kannst wie sie seit Stunden mit den Wünschen all der vielen Gäste umgeht.

Ich selbst habe vor einiger Zeit damit begonnen diesen liebevollen Blick in alltäglichen kleinen Situationen auszuprobieren. Es ist verblüffend was schon alles daraus entstanden ist. Schöne Begegnungen, Gespräche und sogar eine neue Freundschaft!


Was sind deine Erfahrungen zu diesem Thema?

Was wünschst du dir für dich?

… und für deine Kinder?




somewhere in Island :-)




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